Die Landtechnik – unverzichtbare Geräte!
In Deutschland bestehen aktuell rund 270.000 landwirtschaftliche Betriebe. Etwa 50 % dieser Betriebe bewirtschaften zwischen 20 und 200 Hektar. Zusammen sind dies rund die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland. Im Mittel sind es etwa 65 Hektar pro Hof.
Das ist für ein so eng besiedeltes Land wie die Bundesrepublik nicht wenig. Immerhin sind dies knapp 50 Fußballfelder. Die dafür benötigte Landtechnik oder Agrartechnik muss dementsprechend etwas umfangreicher ausfallen als der Bedarf eines Platzwartes vom Fußballverein.
Die benötigte Landtechnik ist zugleich darauf abgestimmt, was der oder die jeweilige Landwirtin anbaut. Wird der Begriff Landtechnik oder Agrartechnik eng im Wortsinne gefasst, bezieht es sich auf die Bearbeitung des Bodens zur Vorbereitung der Aussaat, der Pflege während des Wachstums und der Einbringung der Ernte. Zusätzlich wird Landtechnik zur Pflege der Feldflure und Wege benötigt sowie selbstverständlich für verschiedene Tätigkeiten auf dem Hof.
Der Bedarf an Agrartechnik steigt beträchtlich an, wenn zur Aussaat und Ernte von Feldfrüchten noch Großviehhaltung hinzukommt. Ein weiterer Zweig ist möglicherweise die Forstwirtschaft oder die Pflege von Obstbäumen, die wiederum ihre eigenen landtechnischen Geräte benötigen.
Der Bedarf an Landtechnik sinkt bei der Spezialisierung des Betriebes auf Tierhaltung in dem Maße, ob Futtermittel selbst angebaut oder eingekauft werden. Reine Zuchtbetriebe der Milch-, Eier- und Fleischwirtschaft benötigen eher Industrietechnik als Landtechnik.
Das erste unverzichtbare Gerät für die Landtechnik ist der Traktor, Schlepper, Trecker oder Amtssprachlich die landwirtschaftliche Zugmaschine. Je nach Region wird das Fahrzeug anders benannt. Abhängig vom Modell ist der Traktor zusätzlich mit einem Frontlader ausgestattet. Auf jeden Fall besitzt der Traktor am Heck eine meist hydraulisch unterstützte Aufhängung zur Anbringung von landwirtschaftlichen Geräten sowie eine Zapfwelle und eine Lkw-Anhängerkupplung.
In der Abfolge der Bodenbearbeitung ist die Reihenfolge der benötigten Agrartechnik die gleiche wie vor Hunderten von Jahren. Allerdings sind es nicht mehr Ochsen oder Ackergäule und auch keine Einscharpflüge und Hacken, die heute verwendet werden.
Von der Zugkraft des Traktors ist es abhängig, welcher Pflug eingesetzt wird, um das Feld im Spätherbst umzugraben. Heute besitzen Pflüge mehrere Schare oder Blätter und eine Wendehydraulik. Je nach Pflug können so beispielsweise 3,5 m Feldbreite auf einmal gepflügt werden.
Nach den Winterfrösten, wenn die Kälte den Boden durchgefroren und so den vorher fest miteinander verklebten Mutterboden aufgelockert hat, kommt die Egge zum Einsatz. Auch ihre Größe ist von der Stärke des Traktors abhängig. Sie zerkleinert die Bodenkrume und ebnet das Feld für die Aussaat ein.
Der Egge folgt die Saatmaschine, die heute in der Lage ist, zentimetergenau den Samen in schnurgerader Ausrichtung und im, je nach Pflanze, idealen Abstand in den Boden einzubringen.
Je nach Art der Feldfrucht muss noch Dünger ausgebracht werden. In der Regel Stickstoff, der mit dem Streuwagen auf dem Feld verteilt wird. Wenn es nun nicht regnet, muss mit einer Beregnungs- oder Bewässerungsanlage nachgeholfen werden, um den Stickstoff-Dünger zu verflüssigen, damit dieser den Boden anreichern kann.
Während des Wachstums der Pflanze stellt Unkraut eine beständige Bedrohung dar. In der Bekämpfung gehen immer mehr Landwirte nicht mehr den Weg, dafür Pestizide einzusetzen. Sie setzen auf die mechanische Unkrautbekämpfung, etwa durch einen Roll-Hacken-Striegel.
Je nach Feldfrucht beginnt im Sommer oder im Herbst die Ernte, die wiederum unterschiedliche Landtechnik erforderlich macht. Das kann ein Kartoffelernter sein, ein Mähdrescher oder auch ein Rübenernter. Bestimmte Feldfrüchte können auch heute noch nur von Hand geerntet werden, etwa der Spargel oder auch Erdbeeren. Es braucht auf jeden Fall einen Anhänger, um die Ernte mit dem Traktor auf den Hof zu bringen.
Für den Teil der Feldfrucht, der nach der Ernte übrig bleibt, bedarf es weiterer Landtechnik. Dies bezieht sich vor allem auf Getreide wie Weizen, aber auch auf Wiesen. Das wichtigste Erzeugnis einer Wiese ist Heu, ein unverzichtbares Futtermittel in der Viehwirtschaft. Stroh wiederum, das nach der Getreideernte übrig bleibt, dient dem Einstreu in Ställen. Zur platzsparenden Lagerung wird eine Ballen- oder Rundballenpresse benötigt, wobei letztere am besten mit einer Folienwickelmaschine kombiniert ist. Das Handling eines Rundballens, der mehrere hundert Kilogramm auf die Waage bringt, ist nicht einfach. Da braucht es schon einen leistungsstarken Traktor mit Frontgabel.
Viele Bauernhöfe haben noch heute direkt über den Stallungen große Tennen. Die Tenne ist der Dachboden des Stalls, auf dem früher das Stroh lose gelagert und bei Bedarf durch Luken in den Stall hinuntergeworfen wurde. Das gibt es teilweise noch heute, allerdings wird das Stroh nicht mehr mit der Heugabel von Hand auf die Tenne gebracht. Vielmehr wird es mit einem Häcksler richtiggehend auf die Tenne geblasen.
Ein landwirtschaftlicher Betrieb beschränkt sich selbst bei der Spezialisierung auf Feldfrüchte nicht auf Aussaat, Pflege und Ernte. Die Flächen wie der Hof selbst können nicht einfach sich selbst überlassen werden. Brachliegende Felder müssen gemäht und gemulcht werden. Ebenso eventuelle Böschungen an den Feldrändern. Hecken müssen getrimmt werden, speziell, wenn die Hecken an einem Feldrand an eine öffentliche Straße angrenzen Für diese Aufgaben gibt es beispielsweise Heckentrimmer, Schlegelmulcher und Böschungsmäher, die sich an den Traktor anhängen lassen.
Auch eine für Traktoren geeignete Kehrmaschine sollte Bestandteil der Agrartechnik eines Bauernhofes sein. Nicht nur für den Hof selbst, sondern auf für Wege und Straßen, wenn die groben Stollenreifen des Traktors ihre Spuren hinterlassen haben.
Dass heute ein landwirtschaftlicher Betrieb pro Jahr die Nahrungsmittel für 144 Personen produziert, ist einzig auf die sich ständig weiter entwickelnde Landtechnik zurückzuführen. Noch vor 60 Jahren ernährte ein Bauer gerade einmal 10 Leute. Mit der in der Landwirtschaft verstärkt einsetzenden Anwendung von IT-Technik ist die Landtechnik auf dem Weg zur nächst höheren Entwicklungsstufe. GPS-Technologie, Sensoren und Aktoren steuern und überwachen inzwischen in modernen landwirtschaftlichen Betrieben eine ganze Reihe von Prozessen, vom Feld bis in den Stall.
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Geschrieben am: 2022-02-11